KI-Kompetenz ist jetzt Pflicht – was der EU AI Act für KMU in Schleswig-Holstein bedeutet

Stell dir vor, du gehst in dein Lieblingscafé an der Küste, und die Buchung der Tische, das Bestellwesen und sogar die Empfehlungen für Stammkunden werden inzwischen von einer künstlichen Intelligenz gesteuert. Klingt wie Zukunftsmusik? Für viele kleine Unternehmen in Schleswig-Holstein ist das schon Realität. Ob im Tourismus, bei regionalen Handwerksbetrieben, in der Energieversorgung oder in kommunalen Verwaltungen – KI-Systeme tauchen überall auf.

Und genau deshalb sagt die EU: Es reicht nicht mehr, nur mitzuspielen. Wer KI nutzt, muss verstehen, wie sie funktioniert. Mit dem neuen EU AI Act soll Transparenz und ein verantwortungsvoller Umgang mit künstlicher Intelligenz gewährleistet werden. Für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bedeutet das: KI-Kompetenz ist jetzt Pflicht, nicht nur eine nette Zusatzqualifikation.

Weitere interessante Beiträge: Digitalisierung Mittelstand Schleswig-Holstein l Digitale Geschäftsideen für eine zukunftsfähige Wirtschaft l Digitale Barrierefreiheit ab 28. Juni 2025 l Digitalisierung im Tourismus in Schleswig-Holstein


Ein Gesetz mit Signalwirkung

Der EU AI Act ist der erste umfassende Rechtsrahmen für KI in der Welt. Er soll sicherstellen, dass KI-Systeme verständlich, überprüfbar und verantwortungsvoll eingesetzt werden. Je stärker KI Entscheidungen beeinflusst – zum Beispiel bei Kreditvergaben, Bewerbungsverfahren, automatisierter Energieplanung oder Buchungssystemen im Tourismus – desto wichtiger ist es, dass Unternehmen wissen, wie diese Systeme arbeiten.

Der AI Act klassifiziert KI-Anwendungen nach Risikopotenzial:

  • Minimales Risiko: Übersetzungsprogramme, Chatbots, kleine Analyse-Tools.
  • Mittleres Risiko: KI im Kundenservice, Marketing oder Online-Buchungen.
  • Hohes Risiko: Medizinische Diagnostik, Personalentscheidungen, kritische Infrastruktur wie Energieversorger.
  • Verbotene Anwendungen: Systeme, die Menschen manipulieren oder überwachen, ohne Zustimmung.

Je höher das Risiko, desto strenger die Auflagen – von Dokumentation über Transparenz bis zur menschlichen Aufsicht.


Was bedeutet das für KMU?

Auch kleine Unternehmen in Schleswig-Holstein sind betroffen, sobald sie KI einsetzen. Das heißt konkret:

  • Du musst wissen, wie deine KI arbeitet und welche Daten sie nutzt.
  • Entscheidungen, die die KI beeinflusst, müssen nachvollziehbar sein.
  • Kund:innen und Mitarbeiter:innen müssen informiert werden, wenn sie mit KI interagieren.

Für ein kleines Handwerksunternehmen bedeutet das zum Beispiel: Wenn ein KI-Tool die Materialbestellung optimiert, muss nachvollziehbar sein, warum bestimmte Mengen bestellt werden.
Für Hotels oder Pensionen heißt es: Wenn ein Buchungssystem automatisch Empfehlungen verschickt, müssen Gäste wissen, dass KI dahintersteckt.


KI-Kompetenz als Wettbewerbsvorteil

KI-Kompetenz bedeutet nicht, selbst Programmierer:in zu sein. Sie heißt, zu verstehen, wie KI funktioniert, welche Chancen sie bietet und welche Risiken bestehen.

Das umfasst:

  • Grundlagenwissen: Wie werden Daten verarbeitet, wie lernt die KI?
  • Ethische Aspekte: Diskriminierung durch Daten vermeiden.
  • Kritische Bewertung: Wann ist KI sinnvoll, wann sollte der Mensch entscheiden?
  • Transparenz: Kunden und Mitarbeiter wissen, wann KI im Einsatz ist.

Für KMU, die im Wettbewerb bestehen wollen, ist das ein echter Vorteil: Wer KI gezielt, transparent und verantwortungsvoll einsetzt, wirkt professionell, modern und vertrauenswürdig.


Praxisbeispiele aus Schleswig-Holstein

  • Tourismus: Ein Ferienhausanbieter nutzt KI, um Anfragen automatisch zu beantworten. Dank JIT-Ansatz (Just in Time) erhalten Gäste schnell Antworten, während das Unternehmen den persönlichen Service behält.
  • Handwerk: Ein Tischlerbetrieb optimiert die Materialplanung mit KI. Das spart Lagerplatz und Kosten, und die Entscheidungen sind nachvollziehbar dokumentiert.
  • Energieversorgung: Kleine Stadtwerke setzen KI ein, um Stromflüsse zu steuern. Durch transparente Algorithmen können auch Nicht-IT-Experten nachvollziehen, wie die KI arbeitet.
  • Verwaltung: Kommunale Dienste nutzen KI, um Anträge zu prüfen. Transparenzpflichten sorgen dafür, dass Bürger:innen nachvollziehen können, wie Entscheidungen getroffen werden.

Fazit: KI verstehen statt nur nutzen

Der EU AI Act ist kein Bremser, sondern ein Leitfaden für verantwortungsvolle Innovation. Unternehmen, die jetzt in KI-Kompetenz investieren, sichern nicht nur ihre Zukunft, sondern stärken ihr Vertrauen bei Kunden, Partnern und Mitarbeitern.

KI ersetzt keine Menschen – aber sie braucht Menschen, die verstehen, was sie tut. Und genau diese Kompetenz macht den Unterschied.


📘 Infobox: Begriffe kurz erklärt

EU AI Act: Europäisches Gesetz für Künstliche Intelligenz, das Transparenz und Sicherheit regelt.
KI-Kompetenz: Wissen über KI-Systeme, deren Chancen, Risiken und verantwortungsvoller Einsatz.
Transparenzpflicht: Pflicht, Nutzer:innen über KI-Einsatz zu informieren.
Risikoklassen: Einstufung von KI-Systemen nach potenzieller Gefährdung.



„Künstliche Intelligenz ersetzt keine Menschen – aber sie braucht Menschen, die verstehen, was sie tut.“


Von Michael

M. ist Geschäftsführer und Gründer eine Agentur für Digitalisierung und Marketing und lebt in der Region Stuttgart. Schleswig-Holstein kennt er aus zahlreichen Urlauben – das Bundesland zwischen Nord- und Ostsee ist längst zu seinem Lieblingsreiseziel geworden. Er verfolgt aufmerksam die Entwicklungen in Schleswig-Holstein und schätzt dabei besonders die Vielfalt zwischen Küstenregionen und den ruhigen, ländlichen Gebieten im Binnenland. Er schreibt auch für das Portal Hof-Nachfolge.de, wo er sich intensiv mit den Herausforderungen der Hofübergabe und landwirtschaftlichen Betriebsnachfolge auseinandersetzt. Seine Leidenschaft gilt dabei insbesondere den Menschen hinter den Betrieben und deren Geschichten. Darüber hinaus begleitet er mit der Digitalagentur 4everglen Unternehmen aus Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg bei ihren digitalen und strategischen Herausforderungen. Als Experte für Digitalisierung und zukunftsfähiges Marketing setzt er sich dafür ein, regionale Unternehmen und Kommunen fit für die Zukunft zu machen.