Der Tourismus in Schleswig-Holstein zeigt ein durchwachsenes Bild: Die Statistik des Amts Nord berichtet über einen Rückgang von 6,1 Prozent bei den Gästeankünften im September 2024 im Vergleich zum Vorjahresmonat. Auch die Übernachtungen sanken leicht um 1,8 Prozent. Dieser Rückgang spiegelt einerseits aktuelle Herausforderungen wider, bietet aber gleichzeitig Anlass zur strategischen Neuausrichtung.

Einleitung: Stabilität oder Abwärtstrend?

Während Schleswig-Holstein über die ersten neun Monate 2024 mit stabilen Zahlen aufwarten kann – ein Plus von 0,1 Prozent bei den Gästeankünften gegenüber 2023 –, zeigt der September deutliche Schwächen. Die Hypothese: Der Rückgang ist ein Symptom einer Branche, die nach der Corona-Krise mit gestiegenen Kosten, Fachkräftemangel und einem veränderten Reiseverhalten kämpft. Wie kann Schleswig-Holstein diese Herausforderungen meistern und sich im Wettbewerb behaupten?


Fakten und Analysen

1. Aktuelle Zahlen: Ein differenziertes Bild

Schleswig-Holstein verzeichnete im September knapp eine Million Gäste, davon rund 4 Millionen Übernachtungen. Doch hinter diesen Zahlen stehen Verluste, besonders in den Beherbergungsbetrieben ohne Campingplätze (-4,9 Prozent Ankünfte). Campingplätze schnitten etwas besser ab, konnten aber den Gesamttrend nicht drehen.

Die Stabilität der Gesamtjahreszahlen mit einem minimalen Plus von 0,1 Prozent bei den Gästen ist positiv, zeigt jedoch keine wirkliche Wachstumsdynamik. Mecklenburg-Vorpommern, ein direkter Wettbewerber, steht ähnlich da: Auch hier liegt die Tourismusbranche unter Vor-Corona-Niveau, trotz eines zweiten erfolgreichen Jahres nach 2019.

2. Ursachen des Rückgangs: Kosten und Konsumverhalten

  • Steigende Kosten: Energie- und Personalkosten belasten Beherbergungsbetriebe erheblich. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an nachhaltige Tourismuslösungen, die zusätzliche Investitionen erfordern.
  • Personalmangel: Viele Betriebe kämpfen mit unbesetzten Stellen. Dies führt zu eingeschränkten Angeboten und längeren Wartezeiten, was die Attraktivität für Gäste senkt.
  • Geändertes Reiseverhalten: Die Pandemie hat dazu beigetragen, dass Urlauber stärker auf Flexibilität setzen. Kurze Buchungszeiträume und das Bedürfnis nach Individualität machen es Anbietern schwer, langfristig zu planen.

3. Potenziale: Ganzjahrestourismus und neue Zielgruppen

Schleswig-Holsteins Tourismus-Agentur setzt verstärkt auf Ganzjahresangebote. Bettina Bunge, Geschäftsführerin der Agentur, sieht hierin eine Chance, wetterbedingte Schwankungen abzufangen.

  • Strategische Entwicklung: Die Fokussierung auf Tagungen, Events und Wellness-Angebote kann dazu beitragen, die Auslastung außerhalb der Hauptsaison zu steigern.
  • Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil: Die Nachfrage nach umweltfreundlichen Reisen steigt. Schleswig-Holstein kann hier mit seiner Natur punkten, wenn es gelingt, diese mit modernen Standards zu verbinden.

Fazit: Wege aus der Stagnation

Der Rückgang im September ist eine Mahnung für die Tourismusbranche in Schleswig-Holstein. Es gilt, die Herausforderungen proaktiv anzugehen, statt sich auf der bisherigen Stabilität auszuruhen. Eine stärkere Differenzierung des Angebots, Investitionen in Nachhaltigkeit und eine langfristige Personalstrategie sind entscheidend.

Für Unternehmer und Kommunen bedeutet dies: Zusammenarbeit und Innovationsfreude sind gefragt, um die Tourismusregion zukunftssicher zu machen. Das Ziel sollte nicht nur die Rückkehr zum Vor-Corona-Niveau sein, sondern eine Positionierung als nachhaltiges, ganzjähriges Reiseziel.


FAQ: Häufige Fragen zum Thema Rückgang im Tourismus

1. Warum sind die Gästezahlen im September zurückgegangen?
Der Rückgang ist auf eine Kombination aus gestiegenen Kosten, veränderten Reisegewohnheiten und möglicherweise auch wetterbedingten Einflüssen zurückzuführen.

2. Welche Rolle spielt der Fachkräftemangel?
Der Mangel an qualifiziertem Personal führt dazu, dass viele Betriebe ihr Serviceangebot einschränken müssen, was die Zufriedenheit der Gäste beeinträchtigen kann.

3. Welche Chancen bietet der Ganzjahrestourismus?
Durch die Entwicklung von Angeboten wie Wellness, Tagungen oder Events können Schwankungen in der Hauptsaison ausgeglichen werden.

4. Wie können Kommunen die Betriebe unterstützen?
Kommunen können durch gezielte Förderprogramme, Infrastrukturverbesserungen und Marketingmaßnahmen dazu beitragen, die Attraktivität der Region zu steigern.

5. Ist der Rückgang ein langfristiger Trend?
Noch ist es zu früh, von einem langfristigen Abwärtstrend zu sprechen. Es wird entscheidend sein, wie schnell und effizient die Branche auf die aktuellen Herausforderungen reagiert.

Von Admin

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