Auswandern nach Norwegen ist kein Spontanprojekt – Warum zieht es trotzdem Schleswig-Holsteiner in den hohen Westen?

Norwegen gilt vielen als die stille, kraftvolle Schwester Schwedens – etwas rauer, etwas reicher, etwas abgeschiedener. Wer aus Schleswig-Holstein kommt, fühlt sich oft gleich zu Hause: Wind, Wasser, Weite. Doch der Weg bzw. das Auswandern nach Norwegen führt durch neue Regeln – nicht nur geografisch, sondern auch bürokratisch. Seit dem Brexit ist Norwegen nämlich das einzige Land Nordeuropas, das nicht in der EU, aber dennoch Teil des EWR ist. Das hat Folgen – auch für Auswanderungswillige aus dem echten Norden.


Warum wandern Menschen aus Schleswig-Holstein nach Norwegen aus?

Viele Gründe, die in Schweden oder Kanada gelten, treffen auch auf Norwegen zu – doch es gibt Eigenheiten, die Norwegen besonders machen:

  • Landschaft & Natur: Von den Lofoten bis zur Südküste – Norwegen bietet Natur in ihrer wildesten Form. Perfekt für Menschen, die Seeluft und Stille brauchen.
  • Wohlstand & Sicherheit: Der norwegische Sozialstaat ist gut aufgestellt. Die Lebensqualität gilt als eine der höchsten weltweit.
  • Arbeitsmöglichkeiten: Fachkräfte in Pflege, Bau, IT oder Handwerk werden gesucht – allerdings oft mit Norwegischkenntnissen.
  • Mentalität: Norweger:innen gelten als bodenständig, naturverbunden, freundlich – aber auch zurückhaltend. Wie gemacht für Schleswig-Holsteiner, die es nicht so laut mögen.

Was erwartet dich in Norwegen?

Pluspunkte:

  • Sehr hohe Lebensqualität, auch in ländlichen Gegenden
  • Gute Bezahlung – besonders in technischen und handwerklichen Berufen
  • Klare Strukturen, wenig Bürokratie (wenn man sich einmal zurechtgefunden hat)
  • Vielfältige Freizeitmöglichkeiten: Wandern, Skifahren, Angeln, Kajak – direkt vor der Haustür

Herausforderungen:

  • Norwegisch ist Pflicht – auch wenn viele Englisch sprechen
  • Hohe Lebenshaltungskosten – Miete, Lebensmittel, Dienstleistungen
  • Striktes Zuwanderungsrecht: Anmeldung, Aufenthaltstitel und Registrierung laufen über verschiedene Behörden
  • Isolation: In abgelegenen Regionen kann der Winter lang und einsam sein

Was muss man vor dem Auswandern nach Norwegen beachten?

Da Norwegen nicht EU-Mitglied ist, aber dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) angehört, gelten Sonderregeln für EU-Bürger:innen. Wer länger als drei Monate bleibt, muss sich registrieren lassen – und einen triftigen Grund vorweisen: Arbeit, Selbstständigkeit, Studium oder ausreichende finanzielle Mittel.


Checkliste: Auswandern nach Norwegen (für Schleswig-Holsteiner)

Vorbereitung in Deutschland:

  • ☑ Gültiger Reisepass oder Personalausweis
  • ☑ Recherche: Wo möchte ich hin? (Stadt vs. Fjordregion?)
  • ☑ Jobangebot oder Selbstständigkeit nachweisen (oder ausreichende finanzielle Mittel)
  • ☑ Krankenversicherung klären (bis zur Registrierung in Norwegen)
  • ☑ Norwegisch lernen – mindestens Grundlagen (A1/A2)
  • ☑ Wohnung/Haus suchen – idealerweise mit norwegischer Adresse vor Ankunft

Nach der Ankunft in Norwegen:

  • ☑ Anmeldung beim Polizeiamt („Politiet“) zur Registrierung als EU/EWR-Bürger: www.udi.no
  • ☑ Steuernummer („D-nummer“ oder „personnummer“) beantragen – notwendig für Arbeit, Konto, Arztbesuch
  • ☑ Wohnsitz anmelden bei der Einwohnermeldestelle („Folkeregisteret“)
  • ☑ Konto eröffnen (nur mit Ausweis und D-Nummer möglich)
  • ☑ Mitgliedschaft im norwegischen Sozialsystem prüfen (NAV)
  • ☑ Führerschein: EU-Führerscheine sind gültig, können aber auf Wunsch umgetauscht werden

Sonstiges:

  • ☑ Auto: Muss bei Daueraufenthalt in Norwegen verzollt und umgemeldet werden – teuer!
  • ☑ Haustiere: Nur mit gültigem EU-Heimtierausweis und Tollwutimpfung
  • ☑ Winterfestigkeit: Haus, Auto, Kleidung – alles braucht nordische Anpassung

Fazit: Norwegen – Wer hoch hinaus will, muss auch tief verwurzelt sein

Auswandern nach Norwegen ist kein Spontanprojekt. Die Natur ist atemberaubend, die Gesellschaft gut organisiert – aber der Einstieg braucht Planung, Geduld und gute Sprachkenntnisse. Schleswig-Holsteiner:innen mit nordischer Seele und einer Prise Abenteuerlust haben hier beste Karten. Doch wer glaubt, man könne sich einfach in ein rotes Holzhaus am Fjord setzen und losleben, wird schnell von Realität und Einwanderungsrecht eingeholt.


Von Michael

M. ist Geschäftsführer und Gründer eine Agentur für Digitalisierung und Marketing und lebt in der Region Stuttgart. Schleswig-Holstein kennt er aus zahlreichen Urlauben – das Bundesland zwischen Nord- und Ostsee ist längst zu seinem Lieblingsreiseziel geworden. Er verfolgt aufmerksam die Entwicklungen in Schleswig-Holstein und schätzt dabei besonders die Vielfalt zwischen Küstenregionen und den ruhigen, ländlichen Gebieten im Binnenland. Er schreibt auch für das Portal Hof-Nachfolge.de, wo er sich intensiv mit den Herausforderungen der Hofübergabe und landwirtschaftlichen Betriebsnachfolge auseinandersetzt. Seine Leidenschaft gilt dabei insbesondere den Menschen hinter den Betrieben und deren Geschichten. Darüber hinaus begleitet er mit der Digitalagentur 4everglen Unternehmen aus Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg bei ihren digitalen und strategischen Herausforderungen. Als Experte für Digitalisierung und zukunftsfähiges Marketing setzt er sich dafür ein, regionale Unternehmen und Kommunen fit für die Zukunft zu machen.