Der dänische Tourismusmarkt im Blick: das ergibt Chancen für die Wirtschaft im nördlichen Schleswig-Holstein
Der dänische Tourismusmarkt gehört zu den stabilen Wachstumsmotoren der nationalen Wirtschaft. Mit einem hohen Anteil internationaler Gäste, modern ausgebauter Infrastruktur und gezielter Investitionsförderung hat sich Dänemark in den vergangenen Jahrzehnten zu einem der führenden Reiseländer Nordeuropas entwickelt. Gerade für die angrenzenden Regionen Schleswig-Holsteins – insbesondere im nördlichen Landesteil – ergeben sich daraus vielfältige wirtschaftliche Perspektiven. Dies betrifft nicht nur den grenzüberschreitenden Tourismus, sondern ebenso die verstärkte Nachfrage nach Dienstleistungen, Kooperationen im Destinationsmarketing, neue Arbeitsmarktpotenziale sowie Impulse für lokale Investitionen.
In einem Zeitalter, in dem Regionalentwicklung zunehmend europäisch gedacht wird, kommt der Zusammenarbeit zwischen Dänemark und dem nördlichen Schleswig-Holstein eine strategische Schlüsselrolle zu. Während Dänemark auf den Tourismus als bedeutenden Wirtschaftssektor setzt, besteht auf deutscher Seite die Chance, sich gezielt in Wertschöpfungsketten einzubringen und daraus nachhaltige Standortvorteile zu generieren.
Wirtschaftliche Stärke des dänischen Tourismussektors
Dänemark verzeichnet seit Jahren eine stabile Nachfrage im Tourismus – mit einem besonders hohen Anteil an Gästen aus Deutschland, Norwegen und Schweden. Im Jahr 2023 wurden über 56 Millionen Übernachtungen registriert, wobei deutsche Gäste einen Marktanteil von über 60 % in den Küstenregionen ausmachten. Der Tourismus trägt in Dänemark rund 4 % zur gesamten Bruttowertschöpfung bei und beschäftigt direkt sowie indirekt mehr als 150.000 Menschen. Diese Zahlen verdeutlichen den wirtschaftlichen Stellenwert des Sektors – insbesondere in Regionen wie Jütland, auf den Nordseeinseln sowie entlang der Ostseeküste.
Die dänische Tourismusstrategie setzt stark auf nachhaltige Entwicklung, Digitalisierung und internationale Vermarktung. Staatliche Institutionen wie VisitDenmark arbeiten eng mit regionalen Tourismusorganisationen zusammen und fördern gezielt Qualitätstourismus, saisonale Entzerrung und Innovation in der Angebotsentwicklung. Dieser professionelle Ansatz macht Dänemark zu einem interessanten Partner – nicht nur im touristischen Austausch, sondern auch im wirtschaftlichen Dialog mit Nachbarregionen wie Schleswig-Holstein.
Relevanz für Unternehmen und Dienstleister in Schleswig-Holstein
Für Unternehmen in der nördlichen Grenzregion zu Dänemark – insbesondere in den Kreisen Nordfriesland, Schleswig-Flensburg und der Stadt Flensburg – eröffnen sich durch die touristische Stärke Dänemarks verschiedene Geschäftschancen. So profitieren viele deutsche Anbieter bereits von der hohen Transitfrequenz deutscher Urlauber auf dem Weg nach Jütland oder zu den dänischen Inseln. Tankstellen, Gastronomiebetriebe, Einzelhändler und Hotelanbieter entlang der Reiserouten erzielen messbare Umsätze durch diese Reisenden, die auf Zwischenstopps setzen oder gezielt deutsche Angebote mit einplanen.
Gleichzeitig bieten sich für touristische Dienstleister wie Veranstalter, Anbieter von Outdoor-Aktivitäten, Ferienhausvermittler oder Mobilitätsdienstleister (z. B. Fahrradverleih, Shuttle-Services) neue Zielgruppenpotenziale. Wer seine Angebote auf deutsch-dänische Kundensegmente ausrichtet, kann von der kulturellen Nähe und der geografischen Überschneidung profitieren. Besonders erfolgversprechend sind hier digital gut aufgestellte Unternehmen, die zweisprachige Buchungssysteme, Informationen oder Support anbieten.
Auch gastronomische Betriebe mit regionalem Anspruch oder spezialisierte Anbieter wie Hofläden, Craft-Beer-Manufakturen oder Fischereibetriebe können ihr Profil stärken, wenn sie gezielt auf dänische Touristen oder grenznahe Kooperationen setzen. Wichtig ist dabei eine bewusste Positionierung in der Region sowie der Aufbau langfristiger Geschäftsbeziehungen, beispielsweise mit dänischen Reiseveranstaltern oder Ferienhausanbietern.
Investitionspotenzial durch grenzüberschreitende Tourismusentwicklungen: der dänische Tourismusmarkt
Im Zuge des europäischen Strukturwandels rückt auch der grenzüberschreitende Tourismus in den Fokus öffentlicher und privater Investitionen. Programme wie INTERREG Deutschland-Danmark fördern gezielt Projekte, die auf touristische Infrastruktur, Kulturtourismus, nachhaltige Mobilität oder Bildung im Tourismussektor abzielen. Kommunen, Projektträger und Unternehmen in Schleswig-Holstein haben bereits mehrfach erfolgreich an solchen Programmen teilgenommen und Investitionen in Millionenhöhe ausgelöst.
Ein weiteres wirtschaftliches Potenzial liegt in der Entwicklung gemeinsamer Erlebnisräume: Naturparks, Museumslandschaften, maritime Themenrouten oder regionale Kulinarikpfade können sowohl auf deutscher als auch auf dänischer Seite synergetisch vermarktet werden. Dadurch entstehen Angebote, die für internationale Gäste attraktiver sind und eine höhere Aufenthaltsdauer sowie Ausgabebereitschaft generieren.
Nicht zuletzt stellt auch die Entwicklung grenznaher touristischer Infrastrukturen – etwa in den Bereichen Radwegenetze, Campinganlagen, Mobilitätsvernetzung oder digitaler Service – ein lohnenswertes Betätigungsfeld für Investoren aus Schleswig-Holstein dar. Voraussetzung ist hier ein strategisches Denken über administrative Grenzen hinweg und der Aufbau belastbarer Netzwerke mit dänischen Partnern.
Standortfaktor Grenznähe: Sprachkompetenz, Mentalität und kulturelles Verständnis
Ein oft unterschätzter Aspekt in der grenzüberschreitenden Tourismuswirtschaft ist die kulturelle Anschlussfähigkeit beider Länder. Die Region Sønderjylland-Schleswig blickt auf eine gemeinsame Geschichte zurück, die von Vielfalt, Austausch und Verständigung geprägt ist. Diese kulturelle Nähe manifestiert sich auch im Umgang zwischen touristischen Akteuren, Gästen und Dienstleistern. Viele Betriebe in Schleswig-Holstein setzen bereits auf zweisprachige Beschilderung, Personal mit Dänischkenntnissen oder spezielle Angebote für dänische Kundschaft.
Solche Kompetenzen können zu einem echten Standortvorteil, bleibt der dänische Tourismusmarkt im Blick, werden – besonders im Wettbewerb mit anderen Urlaubsregionen entlang der Ost- und Nordseeküste. Während andere Bundesländer auf internationale Gäste erst reagieren müssen, verfügt Schleswig-Holstein über gewachsene Strukturen, grenznahe Institutionen und ein aktives Dänemark-Netzwerk.
Darüber hinaus kann der kulturelle Austausch auch Impulse für Innovationen geben: Dänemark gilt als Vorreiter in Bereichen wie Hygge-Tourismus, Designorientierung, Nachhaltigkeit oder digitalem Service. Unternehmen in Schleswig-Holstein können von diesen Trends lernen, sie adaptieren oder im Rahmen gemeinsamer Produktentwicklungen weiterentwickeln.
Perspektiven für die Zukunft: Tourismus als Katalysator regionaler Entwicklung
Der Tourismusmarkt in Dänemark wird weiterhin wachsen – nicht zuletzt durch klimafreundliche Reisemotive, eine hohe Lebensqualität und strategische Vermarktung. Schleswig-Holstein ist geografisch, wirtschaftlich und kulturell prädestiniert, an dieser Entwicklung teilzuhaben. Die Region kann dabei sowohl als Zulieferer für touristische Leistungen, als Transitstandort, als Kooperationspartner oder auch als gemeinsamer Erlebnisraum fungieren.
Wichtig wird in den kommenden Jahren eine verstärkte strategische Zusammenarbeit auf Unternehmensebene, innerhalb der Wirtschaftsförderung sowie zwischen kommunalen und touristischen Einrichtungen. Wer heute in Partnerschaften, Austauschprogramme, zweisprachige Angebote oder in die digitale Sichtbarkeit investiert, sichert sich Wettbewerbsvorteile in einem dynamischen Marktumfeld.
Dänemark ist kein fernes Urlaubsland – es ist ein wirtschaftlich relevanter Nachbar mit einem zukunftsorientierten Tourismussektor. Für Schleswig-Holstein ergeben sich daraus nicht nur Chancen für klassische Reiseangebote, sondern auch für Wertschöpfung in Handel, Immobilien, Dienstleistung und Logistik. Der Blick über die Grenze lohnt sich – gerade dann, wenn er strategisch gedacht ist.