Nachhaltiger Tourismus für Schleswig-Holstein, ein Land der Kontraste

Zwischen Nord- und Ostsee, ländlichen Weiden und städtischen Zentren wie Kiel, Lübeck und Flensburg entsteht eine vielfältige Tourismuslandschaft und Nachhaltiger Tourismus sollte dabei eine große Rolle spielen. Denn dabei dabei stehen wir vor der Herausforderung, Wachstum und Umweltbewusstsein in Einklang zu bringen. Tourismus birgt einerseits Chancen, andererseits aber auch Belastungen für Region und Natur. Nachhaltiger Tourismus in unserem nördlichsten Bundesland ist daher unbedingt wichtig und ich möchte hier als langjähriger treuer Tourist Ideen vorstellen, die Unternehmer, Gründer und Kommunen gleichermaßen inspirieren könnten.


Nachhaltiger Tourismus als Wachstumschance

Nachhaltigkeit und Tourismus galten lange Zeit als widersprüchliches Paar. Doch angesichts des Klimawandels, wachsender Umweltprobleme und einer immer kritischeren Öffentlichkeit werden touristische Konzepte, die ökologisch, sozial und ökonomisch tragfähig sind, zu einem Schlüsselfaktor für den Erfolg. Meine Hypothese lautet: Nachhaltiger Tourismus ist in Schleswig-Holstein nicht nur möglich, sondern kann sogar ein Wachstumstreiber sein, wenn man es richtig angeht.

Dabei muss Nachhaltigkeit mehr sein als ein vages Werbeversprechen: Wer lediglich ein paar Bienenstöcke am Hotelgarten aufstellt, wird langfristig keinen Mehrwert erzeugen. Vielmehr braucht es durchdachte Konzepte, welche die Besonderheiten unserer Region aufgreifen und sowohl die Natur als auch die Gemeinschaft stärken. Das kann nicht nur das Image einer Destination aufwerten, sondern auch neue, zahlungskräftige Zielgruppen anziehen.


Fakten, Chancen und Ideen

1. Die Ausgangslage: Zwischen Boom und Bedrängnis

Zunächst lohnt sich ein Blick auf die aktuellen Trends im Schleswig-Holstein-Tourismus:

  • Steigende Gästezahlen: Seit Jahren verzeichnet das Land – abgesehen von pandemiebedingten Ausnahmen – steigende Übernachtungszahlen. Die Ostseeregion ist besonders beliebt, aber auch andere Gebiete wie die Holsteinische Schweiz oder Nordfriesland ziehen vermehrt Besucher an.
  • Ressourcendruck: Mit den Gästen steigt allerdings auch die Belastung für Umwelt und Infrastruktur. Verkehrskollaps in den Sommermonaten, hoher Energieverbrauch in Hotelanlagen und zunehmender Flächenverbrauch sind nur einige Problemfelder.
  • Veränderte Gästewünsche: Immer mehr Touristen legen Wert auf Nachhaltigkeit, Regionalität und Authentizität. Das kann vom nachhaltigen Hotelbetrieb über regionale Produkte beim Frühstück bis hin zu umweltfreundlichen Aktivitäten reichen.

Die Herausforderung: Wir wollen Wachstum, aber nicht um jeden Preis. Eine Balance aus ökologischer Verantwortung und wirtschaftlicher Dynamik ist gefragt. Wer das beherzigt, kann sich als Vorreiter positionieren.


2. Nachhaltigkeit als Gemeinschaftsprojekt

Ein Schlüssel zum Erfolg liegt in der Zusammenarbeit. Nachhaltiger Tourismus kann nur funktionieren, wenn Unternehmer, Gründer und Kommunen an einem Strang ziehen. Das fängt bei einer gemeinsamen Strategie an:

  • Regionale Netzwerke bilden: Landwirte, Hotels, Gastronomen, Handwerksbetriebe und kommunale Vertreter sollten sich regelmäßig austauschen und kooperieren. Regionale Produkte können so einfacher in die touristische Wertschöpfungskette integriert werden.
  • Transparente Kommunikation: Der Gast will wissen, was an seinem Urlaubsort wirklich nachhaltig ist. Durch Gütesiegel, aber auch durch authentisches Storytelling lassen sich Vertrauen und Glaubwürdigkeit aufbauen.
  • Förderung lokaler Start-ups: Innovative Ideen, wie beispielsweise E-Bike-Verleihstationen oder digitale Kulturführungen, können das Angebot erweitern. Kommunen könnten Flächen oder Zuschüsse bereitstellen, damit sich diese Konzepte rasch etablieren.

Gerade in Schleswig-Holstein, wo viele Betriebe familiär geführt werden und die Wege kurz sind, eröffnet dieser kooperative Ansatz enorme Chancen. Die Region hat das Potenzial, zum Vorbild für nachhaltig gestaltete Tourismusprojekte zu avancieren.


3. Konkrete Maßnahmen für nachhaltigen Tourismus

a) Umweltfreundliche Infrastruktur

  • Green Buildings: Neue Hotel- oder Ferienwohnungsbauten sollten auf ressourcenschonende Bauweisen setzen – zum Beispiel Passivhäuser, Holzbau oder Photovoltaik-Anlagen. Auch Bestandsgebäude lassen sich mit Solarkollektoren oder Wärmepumpen nachrüsten.
  • E-Mobilität fördern: Vom E-Auto-Sharing bis hin zum Ausbau von Fahrradwegen – wer den Gästen und Einheimischen umweltfreundliche Mobilitätslösungen bietet, verringert Staus und Emissionen. Diese Maßnahmen könnten durch kommunale Förderprogramme unterstützt werden.

b) Regionale Wertschöpfung stärken

  • Regionalität als USP: Urlauber schätzen regionale Küche, lokales Handwerk und authentische Erlebnisse. Hotels und Restaurants könnten konsequent auf Produkte aus der Umgebung setzen, um Transportwege zu minimieren und Landwirte zu unterstützen.
  • Nachhaltige Erlebnisangebote: Statt Massentourismus am Strand könnten umweltverträgliche Aktivitäten gefördert werden, beispielsweise geführte Wanderungen durch Naturschutzgebiete, Kanutouren mit ökologischen Infos oder Workshops zum Thema „Küste und Klimawandel“.

c) Bildungs- und Kulturangebote integrieren

  • Kulturelle Identität wahren: Schleswig-Holstein ist reich an Traditionen, von der plattdeutschen Sprache über Reetdachhäuser bis zu historischen Mühlen. Kultur- und Bildungsangebote ermöglichen Gästen, tiefer einzutauchen. Das schafft Verständnis und Wertschätzung für die Region.
  • Veranstaltungen mit Mehrwert: Festivals, Märkte oder Konzerte sollten nachhaltig geplant werden (Müllvermeidung, Ökostrom, regionale Anbieter). So wird das kulturelle Leben bereichert, ohne die Natur zu belasten.

d) Digitalisierung als Helfer

  • Online-Plattformen für nachhaltige Angebote: Eine digitale Übersicht über lokale Produkte, umweltfreundliche Aktivitäten oder CO₂-kompensierte Anreisemöglichkeiten erleichtert Gästen die Reiseplanung.
  • Smart Tourist Guides: Apps, die auf Wander- oder Fahrradrouten verweisen, Hintergrundwissen zur Natur liefern oder Buchungen für regionale Events ermöglichen, steigern den Komfort. Sie können zudem Echtzeitinformationen über Besucherströme liefern, um Overtourism in sensiblen Gebieten zu vermeiden.

4. Kritischer Blick: Wo liegen die Stolpersteine?

Nachhaltiger Tourismus klingt gut – doch die Umsetzung ist keine leichte Aufgabe. Wer beispielsweise Photovoltaik-Module installieren oder eine E-Ladestation bauen will, muss sich mit Genehmigungsverfahren herumschlagen. Förderprogramme sind oft bürokratisch, und viele Unternehmer scheuen die Investitionskosten. Zudem ist das Wort „nachhaltig“ nicht geschützt, was „Greenwashing“ Tür und Tor öffnen kann.

Ein weiterer Punkt ist die finanzielle Tragfähigkeit: Nachhaltige Konzepte können höhere Preise rechtfertigen. Doch Schleswig-Holstein zieht auch Touristen an, die mit dem Auto aus Hamburg, Niedersachsen oder Berlin anreisen, um ein günstiges Wochenende an der Küste zu verbringen. Hier braucht es eine kluge Preisstrategie und eine transparente Kommunikation, warum diese Angebote teurer, aber auch wertvoller sind.

Schließlich erfordert nachhaltiger Tourismus eine langfristige Perspektive. Wer heute investiert, muss damit rechnen, dass sich die Rendite erst in einigen Jahren einstellt. Für viele kleinere Betriebe ist das ein Risiko. Doch ohne den Blick nach vorne könnte sich Schleswig-Holstein eines der spannendsten Zukunftsfelder entgehen lassen.


Fazit: Nachhaltiger Tourismus als Motor für Schleswig-Holstein

Nachhaltiger Tourismus bietet für unser nördlichstes Bundesland große Chancen. Er kann Arbeitsplätze in ländlichen Regionen sichern, regionale Betriebe stärken und die Natur schützen, die für viele Besucher überhaupt erst der Grund für ihren Urlaub ist. Allerdings funktioniert das nur mit gemeinsamen Anstrengungen von Unternehmern, Gründern und Kommunen.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt in klarer Positionierung, echter Kooperation und solider Finanzierung. Statt nur auf Massentourismus zu setzen, sollten sich unsere Orte darauf besinnen, was Schleswig-Holstein ausmacht: raue Küsten, weite Felder, herzliche Menschen und eine unverwechselbare Kultur. Wenn wir das authentisch und verantwortungsvoll vermitteln, kann sich das Land vom Einheits-Urlaub abheben – und dabei seine wertvollen Naturräume bewahren.


FAQ: Häufig gestellte Fragen zum nachhaltigen Tourismus in Schleswig-Holstein

1. Welche Fördermöglichkeiten gibt es für nachhaltige Tourismusprojekte?
In Schleswig-Holstein existieren verschiedene Programme, etwa über das Wirtschaftsministerium oder EU-Fördertöpfe (EFRE, LEADER). Kommunen können zudem oft lokale Förderinstrumente anbieten. Eine frühzeitige Beratung bei Wirtschaftsförderern ist empfehlenswert.

2. Wie kann man Overtourism vermeiden?
Gezieltes Besucherlenkungsmanagement hilft, Ströme auf verschiedene Orte zu verteilen. Ein gutes Beispiel sind digitale Tools, die Echtzeitdaten über Auslastungen liefern. Auch das Bewerben von Nebensaisons und weniger bekannten Destinationen kann entlasten.

3. Wie finde ich Kooperationspartner für regionale Produkte?
Regionale Netzwerke, Messen oder spezielle Plattformen, die Produzenten und Gastronomen zusammenbringen, bieten eine gute Anlaufstelle. Auch Kommunen oder Tourismuseinrichtungen unterstützen oft bei der Vernetzung.

4. Lohnt sich die Investition in nachhaltige Infrastruktur?
Ja, allerdings ist die Amortisation meist langfristig. Hotels oder Campingplätze, die z.B. in Solarenergie investieren, senken langfristig Betriebskosten. Zudem steigern sie ihre Attraktivität für ökologisch sensibilisierte Gäste.

5. Welche Maßnahmen sind besonders effektiv für ein nachhaltiges Image?
Authentizität und Transparenz sind entscheidend. Wer versucht, grüne Maßnahmen nur zu inszenieren, wird schnell entlarvt. Besser ist ein umfassender Ansatz – von der Energieversorgung über die Mülltrennung bis zur Kooperation mit lokalen Betrieben.

Nachhaltiger Tourismus ist für Schleswig-Holstein mehr als ein Modewort: Er kann Motor für Innovation und Wachstum sein und zugleich das bewahren, was unser Land so lebenswert macht.

Von Michael

M. ist Geschäftsführer und Gründer eine Agentur für Digitalisierung und Marketing und lebt in der Region Stuttgart. Schleswig-Holstein kennt er aus zahlreichen Urlauben – das Bundesland zwischen Nord- und Ostsee ist längst zu seinem Lieblingsreiseziel geworden. Er verfolgt aufmerksam die Entwicklungen in Schleswig-Holstein und schätzt dabei besonders die Vielfalt zwischen Küstenregionen und den ruhigen, ländlichen Gebieten im Binnenland. Er schreibt auch für das Portal Hof-Nachfolge.de, wo er sich intensiv mit den Herausforderungen der Hofübergabe und landwirtschaftlichen Betriebsnachfolge auseinandersetzt. Seine Leidenschaft gilt dabei insbesondere den Menschen hinter den Betrieben und deren Geschichten. Darüber hinaus begleitet er mit der Digitalagentur 4everglen Unternehmen aus Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg bei ihren digitalen und strategischen Herausforderungen. Als Experte für Digitalisierung und zukunftsfähiges Marketing setzt er sich dafür ein, regionale Unternehmen und Kommunen fit für die Zukunft zu machen.