Hoffnungsträger oder Strohfeuer?
Der Lübecker Flughafen steht vor einem wichtigen Jahr. Neue Flugrouten sollen die Passagierzahlen ankurbeln, nachdem diese 2024 um 14 Prozent gesunken sind. Mit Ryanair kehrt ab März 2025 ein gewichtiger Spieler an den Standort zurück. Doch kann dies wirklich das Ruder herumreißen? In diesem Artikel beleuchten wir die Chancen und Risiken dieser Entwicklung aus unternehmerischer und kommunaler Perspektive.
Fakten, Potenziale und Herausforderungen aus unserer Redaktion
1. Der aktuelle Zustand des Lübecker Flughafens
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache:
- 70.000 Passagiere im Jahr 2024 – ein Bruchteil der fast 700.000 Passagiere aus den Hochzeiten 2009.
- Verlust bedeutender Fluggesellschaften: Mit der Einstellung der Flüge durch die Stralsunder Sundair und der Aufgabe von Lübeck Air hat der Flughafen wichtige Partner verloren.
Die Infrastruktur steht, doch das Vertrauen der Airlines und Passagiere scheint angeschlagen. Der Neustart mit Ryanair könnte diesen Trend umkehren – oder den Abstieg weiter beschleunigen.
2. Neue Flugrouten: Mallorca, Málaga und London-Stansted
Die Wahl der Ziele ist kein Zufall:
- Mallorca und Málaga: Beliebte Reiseziele, insbesondere für Urlauber aus Norddeutschland.
- London-Stansted: Ein wichtiger Hub für Geschäftsreisende und Touristen.
Diese Destinationen bieten ein hohes Potenzial für regelmäßige Auslastung. Doch es bleibt die Frage, ob der Markt groß genug ist, um diese Routen dauerhaft zu etablieren.
3. Wettbewerbsfaktor: Flughafengebühren und Standortvorteile
Ein wichtiger Aspekt für die Rückkehr von Ryanair sind die gestiegenen Flughafengebühren in Hamburg. Der Lübecker Flughafen hat offenbar ein attraktives Angebot unterbreitet. Dies könnte ein strategischer Vorteil sein:
- Kostenvorteile für Airlines: Niedrigere Gebühren machen Lübeck als Standort attraktiver.
- Regionale Anziehungskraft: Für Reisende aus Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern bietet Lübeck eine nähere Alternative zu Hamburg.
Doch wie stabil ist dieser Vorteil? Sollten andere Flughäfen ebenfalls ihre Gebühren senken, könnte der Standortvorteil schnell wieder schwinden.
4. Deutschland als schwieriges Pflaster für Airlines
Im internationalen Vergleich schneiden deutsche Flughäfen zunehmend schlecht ab. Laut Experten wie Stefanie Eggers, Sprecherin des Lübecker Flughafens, liegt dies an:
- Hohen Gebühren
- Strengen Regulierungen
- Komplexen Genehmigungsverfahren
Für Flughäfen wie Lübeck bedeutet dies, dass sie aktiv um Airlines werben müssen. Doch auch dies birgt Risiken: Günstige Konditionen könnten langfristig die Wirtschaftlichkeit des Flughafens belasten.
5. Perspektiven für Unternehmer und Kommunen
Unternehmer
Die neuen Flugrouten können als Chance gesehen werden, regionale Geschäftstätigkeiten zu fördern:
- Geschäftsreisen: Besonders die Verbindung nach London bietet Potenzial für Unternehmer.
- Tourismuskooperationen: Hotels, Gastronomie und Reiseanbieter könnten von einem Anstieg der Touristen profitieren.
Kommunen
- Standortmarketing: Kommunen in der Region sollten den Flughafen in ihre Entwicklungsstrategien einbinden.
- Infrastrukturinvestitionen: Eine verbesserte Anbindung des Flughafens an den öffentlichen Nahverkehr könnte die Attraktivität weiter steigern.
6. Risiken und Kritikpunkte
Abhängigkeit von Billiganbietern
Ryanair ist für seine rigiden Geschäftsmodelle bekannt. Sollten die Flüge nicht rentabel sein, besteht die Gefahr eines schnellen Rückzugs.
Umweltaspekte
Die Ausweitung des Flugverkehrs steht im Widerspruch zu aktuellen Klimazielen. Eine mögliche Kritik der Öffentlichkeit könnte den Flughafen unter Druck setzen.
Nachhaltigkeit der Wachstumsstrategie
Kurzfristige Passagierzuwächse sind wenig wert, wenn sie nicht durch langfristige Investitionen in Infrastruktur und Service begleitet werden.
Fazit: Hoffnungsträger mit Fragezeichen
Die neuen Flugrouten ab Lübeck bieten unbestreitbare Chancen für die Region. Sie können den Flughafen aus der Krise führen und neue wirtschaftliche Impulse setzen. Doch diese Entwicklung birgt auch Risiken. Ohne eine klare langfristige Strategie und die Einbindung aller relevanten Akteure – von Airlines über Kommunen bis hin zu Unternehmern – könnten die Hoffnungen schnell enttäuscht werden. Der Lübecker Flughafen steht am Scheideweg: Die kommenden Jahre werden zeigen, ob er sich als regionale Alternative behaupten kann oder weiter in die Bedeutungslosigkeit abrutscht.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zu den neuen Flugrouten ab Lübeck
1. Welche Flugziele bietet der Lübecker Flughafen ab März 2025 an? Mallorca, Málaga und London-Stansted werden von Ryanair angeflogen.
2. Warum hat Ryanair den Standort Lübeck gewählt? Gestiegene Flughafengebühren in Hamburg und attraktive Konditionen in Lübeck haben den Standort interessant gemacht.
3. Welche Vorteile bieten die neuen Flugrouten für Unternehmen? Geschäftsreisende profitieren von der Verbindung nach London, während Tourismusunternehmen durch die Strecken nach Mallorca und Málaga neue Zielgruppen erschließen können.
4. Wie können Kommunen den Flughafen unterstützen? Durch Infrastrukturinvestitionen, Marketingkampagnen und die Einbindung in regionale Entwicklungsstrategien.
5. Welche Risiken bestehen für den Flughafen? Abhängigkeit von Ryanair, Umweltkritik und die Gefahr kurzfristiger Lösungen ohne nachhaltige Strategien.