Ausbildungsberufe in Schleswig-Holstein: Chancen & Risiken
Ausbildungsberufe in Schleswig-Holstein: Fakten, Abbruchquote und Tipps, wie Azubis mit Beratung und Praktika besser starten.
Ein Ausbildungsstart fühlt sich oft an wie das Tor in eine neue Welt: Der Schulalltag liegt hinter dir, ein spannender Beruf wartet. Doch schon nach wenigen Wochen zeigt sich manchmal, dass die Realität nicht ganz so glänzend ist wie gedacht. Genau hier lohnt ein Blick auf die Situation der Ausbildungsberufe in Schleswig-Holstein – und darauf, wie man typische Probleme verhindern kann.
Ausbildungsstart: Zwischen Euphorie und Ernüchterung
In Schleswig-Holstein beginnen jedes Jahr tausende Jugendliche ihre duale Ausbildung. Ob in der Hotellerie an der Ostsee, im Handwerk an der Nordseeküste oder in modernen Industriebetrieben: Die Möglichkeiten sind vielfältig.
Doch so bunt die Ausbildungslandschaft ist, so groß sind auch die Unterschiede in der Zufriedenheit der Azubis. Manche starten hoch motiviert, andere erleben schnell Frust: Arbeitszeiten passen nicht, die Kollegen wirken wenig hilfsbereit, oder die Aufgaben haben wenig mit dem eigentlichen Beruf zu tun. Im schlimmsten Fall führt das zu einem Ausbildungsabbruch.
Zahlen, die zum Nachdenken anregen
- In Schleswig-Holstein liegt die Abbruchquote bei Ausbildungen bei rund 32 % – und damit über dem Bundesschnitt.
- Besonders betroffen sind Berufe im Hotel- und Gastgewerbe, während technische Ausbildungsberufe wie Konstruktionsmechaniker deutlich bessere Werte aufweisen.
- Etwa 7,4 % der jungen Menschen haben bis zum 25. Lebensjahr keinen Berufsabschluss – auch das ist mehr als im Bundesdurchschnitt.
Diese Zahlen machen deutlich: Der Weg zum erfolgreichen Abschluss ist nicht immer gerade.
Branchen im Vergleich – wo Azubis zufrieden sind
Nicht alle Berufe sind gleich herausfordernd. Besonders im Handwerk finden viele Jugendliche eine solide Ausbildung mit guten Übernahmechancen. Berufe wie Elektroniker, Konstruktionsmechaniker oder Mechatroniker schneiden bei Umfragen regelmäßig überdurchschnittlich ab.
Anders sieht es im Hotel- und Gastgewerbe oder in der Gastronomie aus: unregelmäßige Arbeitszeiten, viele Überstunden und oft eine hohe Personalfluktuation führen dazu, dass hier besonders viele Ausbildungen abgebrochen werden. Für eine Region wie die Wirtschaftsküste Schleswig-Holstein, die stark vom Tourismus lebt, ist das eine große Herausforderung.
Ursachen für Schwierigkeiten in der Ausbildung
Häufige Stolpersteine sind:
- Unpassende Arbeitszeiten – Schichtdienste oder Wochenendarbeit sind für viele ungewohnt.
- Ausbildungsfremde Tätigkeiten – statt Fachwissen zu lernen, landen Azubis beim Putzen oder Kopieren.
- Unklare Übernahmeperspektiven – Unsicherheit über die Zukunft demotiviert.
- Zu wenig Feedback – wer keine Rückmeldung bekommt, weiß nicht, ob er auf dem richtigen Weg ist.
Gerade in den ersten Wochen entscheidet sich oft, ob Jugendliche motiviert bleiben oder innerlich aussteigen.
Wie sich Ausbildungsabbrüche vermeiden lassen
Damit die Wirtschaftsküste Schleswig-Holstein nicht nur für Urlaub, sondern auch für berufliche Zukunft steht, braucht es konkrete Ansätze:
1. Frühzeitig informieren
Praktika geben Jugendlichen einen ehrlichen Einblick in den Berufsalltag. So lässt sich schon vor dem Start herausfinden, ob der Beruf wirklich passt.
2. Ausbildungsberater einbeziehen
Die Industrie- und Handelskammern sowie die Handwerkskammern bieten Beratung an – für Jugendliche, Eltern und Betriebe. Ausbildungsberater können Konflikte klären, bevor sie eskalieren.
3. Betriebe in die Pflicht nehmen
Ein strukturierter Ausbildungsplan, regelmäßiges Feedback und faire Arbeitsbedingungen sorgen dafür, dass Azubis nicht nur beschäftigt, sondern auch gefördert werden.
4. Unterstützung bei Problemen
Programme wie VerAPlus begleiten Auszubildende mit Mentoren und helfen, wenn es mal klemmt – sei es bei Lernschwierigkeiten oder Stressbewältigung.
Tipps für Jugendliche und Eltern
Auch junge Menschen und ihre Familien können viel dazu beitragen, dass die Ausbildung gelingt:
- Realistische Erwartungen entwickeln: Ein Beruf bedeutet Verantwortung und Pflichten, nicht nur spannende Einblicke.
- Fragen stellen: Schon beim Bewerbungsgespräch lohnt es sich, nach Arbeitszeiten, Übernahmechancen und Aufgabenbereichen zu fragen.
- Dranbleiben: Kleine Krisen sind normal. Wichtig ist, Probleme früh anzusprechen – ob bei der Ausbilderin, beim Betriebsrat oder bei der Kammer.
So wird aus einer anfänglichen Unsicherheit schnell wieder Motivation.
Fazit: Ausbildung mit Zukunft an der Wirtschaftsküste
Die Wirtschaftsküste Schleswig-Holstein bietet viele Chancen für Jugendliche – vom traditionsreichen Handwerk bis zur modernen Industrie. Doch die Zahlen machen deutlich: Ausbildungsabbrüche sind ein ernstes Thema. Wer hier gegensteuert, gewinnt nicht nur motivierte Fachkräfte, sondern stärkt auch die gesamte Region.
Mit mehr Transparenz, guter Beratung und ehrlicher Begleitung kann eine Ausbildung tatsächlich das werden, was sie sein sollte: der gelungene Start in ein erfolgreiches Berufsleben.
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