Elektromobilität in Schleswig-Holstein: Wie gut ist die Ladeinfrastruktur wirklich? Mit dem E-Auto durch Schleswig-Holstein

Wie gut ist das Netz der Ladestationen ausgebaut? Wir analysieren Chancen, Herausforderungen und geben Tipps für deine E-Auto-Reise und wie du mit der Elektromobilität in Schleswig-Holstein unterwegs sein kannst und was ich darüber herausgefunden habe.


Elektromobilität in Schleswig-Holstein: Zwischen Aufbruch und Ladesäulenfrust

Schleswig-Holstein gilt als Land der frischen Brise, der Windkraft – und als Pionier im Norden, wenn es um erneuerbare Energien geht. Doch wie sieht es mit der Elektromobilität aus? Wer mit dem E-Auto durch das Land zwischen den Meeren reisen will, stellt sich früher oder später die Frage: Wie gut ist die Ladeinfrastruktur ausgebaut – und wie stressfrei ist die Reiseplanung wirklich?

Ich habe genau das vor: Schleswig-Holstein elektrisch erkunden. Zumindest plane ich es. Und bin dabei auf spannende Fakten und ernüchternde Details gestoßen.


Der aktuelle Stand: Ausbau der Ladeinfrastruktur

Zunächst die gute Nachricht: Schleswig-Holstein holt auf. Über 2.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte gibt es mittlerweile im Land (Stand 2025 Mai). Gerade in Städten wie Kiel, Lübeck, Flensburg oder Neumünster ist die Dichte inzwischen ganz ordentlich.

Auch viele kleinere Gemeinden investieren. Besonders entlang der Autobahnen A7, A23 und A1 finden sich Schnelllader von Anbietern wie EnBW, Allego oder Fastned. Wer also eine längere Strecke zurücklegen will, ist nicht aufgeschmissen – theoretisch.


Die Probleme: Lücken, Ladefrust und App-Dschungel

Trotzdem gibt es noch viele Herausforderungen:

  • Ladewüsten auf dem Land: In Regionen wie Dithmarschen, Nordfriesland oder der Schlei fehlen vielerorts Schnelllader. Besonders ärgerlich, wenn man spontan einen Ausflug machen möchte.
  • Zu wenig Schnellladepunkte: Wer nur 11-kW-Lader findet, steht unter Umständen stundenlang am Kabel.
  • Zugangssysteme: Nicht jeder Anbieter funktioniert mit jeder App oder jeder Ladekarte. Roaming ist zwar möglich, aber nicht immer reibungslos.
  • Belegte oder defekte Stationen: Ein Klassiker, der einem die Nerven rauben kann – vor allem in der Hochsaison an der Küste.

Vernetzung: Der Kampf der Anbieter

Ein großes Problem bleibt die fehlende einheitliche Plattform. Zwar gibt es Fortschritte durch Dienste wie Hubject, Plugsurfing oder ChargeMap, doch längst nicht alle Stationen sind darin eingebunden.

Ein echtes flächendeckendes „E-Laden wie Tanken“-Gefühl kommt in Schleswig-Holstein (noch) nicht auf.


Politik und Förderung: Was tut das Land?

Schleswig-Holstein hat sich einiges vorgenommen: Mit dem Landesprogramm Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge will die Landesregierung den Ausbau weiter vorantreiben – mit Zuschüssen für Kommunen, Unternehmen und private Betreiber.

Ziel ist ein möglichst lückenloses Netz – auch im ländlichen Raum. Doch bis alle geplanten Standorte realisiert sind, dauert es.


Mein Fazit: Reisen mit dem E-Auto? Möglich – mit Planung

Wenn du wie ich mit dem E-Auto Schleswig-Holstein erkunden willst, geht das – aber nicht ohne Vorbereitung:

Apps und Karten checken: Nutze Tools wie „A Better Route Planner“ oder „Nextcharge“, um Ladelücken frühzeitig zu erkennen.
Ladepausen einplanen: Besonders abseits der Autobahnen ist Vorausdenken Pflicht.
Zweitoptionen haben: Plane mindestens zwei mögliche Ladestopps pro Strecke.
Übernachten mit Lademöglichkeit: Viele Ferienhöfe, Pensionen und Hotels bieten inzwischen Wallboxen – oft sogar gratis.


Zukunftsausblick: Schleswig-Holstein als Vorreiter?

Das Potenzial ist riesig. Als Energiewendeland Nr. 1 bringt Schleswig-Holstein alle Voraussetzungen mit, um auch bei der Elektromobilität ganz vorn dabei zu sein. Doch dafür braucht es mehr Tempo, mehr Vernetzung – und mehr Praxisnähe.

Bis dahin gilt: Wer flexibel bleibt, kann auch heute schon entspannt mit dem E-Auto durchs Land cruisen. Nur eben nicht ganz so spontan wie mit dem Verbrenner.

Ein Beispiel aus dem echten Leben? Meine Freundin hat es kürzlich gewagt, mit dem E-Auto von Kiel nach Berlin zu fahren – eigentlich ein Kinderspiel, sollte man meinen.

Die Realität sah so aus:

  • Erste Ladesäule? Belegt.
  • Zweite? Außer Betrieb.
  • Dritte? Im Nirgendwo zwischen Maisfeld und Mückenplage.
  • Die vierte? Funktionierte. Immerhin.
    Aber bis dahin war schon reichlich Nervenkraft aufgebraucht – und die Route spontan um Stunden verlängert.

Navigations-Apps und Routenplaner halfen nur begrenzt, weil die angezeigten Infos oft nicht stimmten. „Belegt“ wird nicht immer live aktualisiert, und manche Stationen tauchen gar nicht erst auf. Dazu der altbekannte App-Dschungel: Welche Ladekarte gilt wo? Welche App entsperrt welche Säule? Und wie viele Gigabyte mobiles Netz braucht man eigentlich, um einfach nur laden zu dürfen?

Fazit der Fahrt:
Elektromobilität ist machbar – aber definitiv nichts für Kontrollfreaks oder Spontanreisende. Wer keine Lust auf Abenteuer hat, sollte sich vorher doppelt und dreifach absichern und flexibel planen.

Der erste Teil beruht auf meinen Recherchen da ich die Reise plane, der Abschnitt unten beruht auf einem persönlichen Erlebnis meiner Freundin letztes Wochenende.



Von Michael

M. ist Geschäftsführer und Gründer eine Agentur für Digitalisierung und Marketing und lebt in der Region Stuttgart. Schleswig-Holstein kennt er aus zahlreichen Urlauben – das Bundesland zwischen Nord- und Ostsee ist längst zu seinem Lieblingsreiseziel geworden. Er verfolgt aufmerksam die Entwicklungen in Schleswig-Holstein und schätzt dabei besonders die Vielfalt zwischen Küstenregionen und den ruhigen, ländlichen Gebieten im Binnenland. Er schreibt auch für das Portal Hof-Nachfolge.de, wo er sich intensiv mit den Herausforderungen der Hofübergabe und landwirtschaftlichen Betriebsnachfolge auseinandersetzt. Seine Leidenschaft gilt dabei insbesondere den Menschen hinter den Betrieben und deren Geschichten. Darüber hinaus begleitet er mit der Digitalagentur 4everglen Unternehmen aus Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg bei ihren digitalen und strategischen Herausforderungen. Als Experte für Digitalisierung und zukunftsfähiges Marketing setzt er sich dafür ein, regionale Unternehmen und Kommunen fit für die Zukunft zu machen.