Ehrenamt 4.0 in Schleswig-Holstein, Ideen und mehr um das Engagement in kleinen Gemeinden zu stärken

Ehrenamt 4.0 in Schleswig-Holstein Ideen um das Ehrenamt zu stärken

Schon seit einigen Jahren ist klar, dass das Ehrenamt in vielen kleinen Gemeinden vor großen Herausforderungen steht. Während die ältere Generation noch stark verwurzelt ist in Vereinen, freiwilligen Feuerwehren oder sozialen Initiativen, fällt es jüngeren Menschen oft schwer, sich langfristig zu binden. Hinzu kommt, dass uns die Digitalisierung mit einer regelrechten Informations- und App-Flut überrollt, die nicht immer übersichtlich ist. Meine These: Die Digitalisierung – gerade auch in Schleswig-Holstein, zwischen Nord- und Ostsee – wird das Ehrenamt nicht schwächen, sondern im Gegenteil neue Impulse geben und es für eine breitere Bevölkerungsschicht zugänglicher machen.

Warum? Weil digitale Tools und Plattformen genau dort ansetzen, wo vielen das Ehrenamt bislang zu zeitaufwendig oder schlicht zu traditionell erscheint. Zugleich könnten sie auch diejenigen abholen, die bisher keine Berührungspunkte mit klassischer Vereinsarbeit hatten. Als unabhängiger Wirtschaftsjournalist Mitte 40, ländlich, aber stadtnah in Schleswig-Holstein lebend, habe ich in den vergangenen Jahren sowohl die landesweite Entwicklung als auch lokale Initiativen beobachtet. Dabei wird deutlich: Ehrenamt 4.0 ist mehr als nur ein Modewort. Es ist eine zukunftsweisende Idee, um gerade in kleineren Gemeinden dem demografischen Wandel und Mitgliederschwund effektiv zu begegnen.


Hauptteil: Fakten, Perspektiven und Mehrwert

1. Die aktuelle Lage des Ehrenamts in kleinen Gemeinden, das Ehrenamt stärken

Kleine Gemeinden in Schleswig-Holstein – oftmals 1.000 bis 5.000 Einwohner stark – leben von ihrem Gemeinschaftsgefühl. Ob es der Schützenverein, die freiwillige Feuerwehr, der Kirchenchor oder der DRK-Ortsverband ist: Ohne Ehrenamt würde vieles wegbrechen. Das Problem ist nur, dass immer weniger Leute bereit sind, sich dauerhaft einzubringen. Manche Pendler haben einen Job in Kiel, Lübeck oder Hamburg und kommen erst spät nach Hause. Andere sind mit Familie oder pflegebedürftigen Angehörigen ausgelastet, wieder andere scheuen die bürokratischen Hürden in Vereinen.

Laut verschiedenen Statistiken, die auch kommunale Landesverbände regelmäßig veröffentlichen, stagniert oder schrumpft die Zahl der Ehrenamtlichen in vielen ländlichen Gegenden – während in einigen Städten, dank universitärer Initiativen oder großer gemeinnütziger Organisationen, neue Formate entstanden sind. Genau hier könnte die Digitalisierung ein wichtiger Baustein sein, um das Engagement attraktiver und besser planbar zu machen.

2. Digitale Tools als neues Fundament des Engagements

„Ehrenamt 4.0“ oder „Digitales Ehrenamt“ bedeutet mehr, als nur Vereinsnachrichten via WhatsApp zu verschicken. Es geht um Online-Plattformen zur Koordination von Freiwilligen, digitale Kalender für Veranstaltungstermine, Apps für projektbezogenes Engagement und Social-Media-Kanäle, die ortsbezogene Initiativen vernetzen. Ein Beispiel: Plattformen wie nebenan.de oder lokale Engagementportale der Kommunen ermöglichen es, Nachbarschaftshilfe effizienter zu gestalten. Wer seine Zeit einbringen will – etwa für Einkaufsdienste, Fahrgemeinschaften zum Arzt oder Kinderbetreuung in den Ferien – findet dort per Mausklick Angebote oder Gleichgesinnte.

Auch neue Formen der Kommunikation spielen eine Rolle. Junge Leute, die sich nur temporär engagieren möchten, kann man mit klassischen Vorstandsstrukturen und Dauermitgliedschaften kaum ködern. Digitale Tools ermöglichen ein projektbezogenes Ehrenamt: Man engagiert sich für ein einmaliges Event (z. B. Dorffest, Hilfsaktion), ohne gleich Vereinsmitglied auf Lebenszeit zu werden. Das senkt die Hemmschwelle und macht Ehrenamt zugänglicher.

3. Vorteile für ländliche Regionen in Schleswig-Holstein

Digitale Ehrenamtsstrukturen sind nicht nur ein „Stadt-Ding“. Im Gegenteil: Ländliche Räume profitieren besonders davon, dass man digital auch über größere Entfernungen vernetzt sein kann. Viele Dörfer liegen weit auseinander, öffentliche Verkehrsmittel sind rar, und der Zeitaufwand für Absprachen kann hoch sein. Eine App, über die man spontane Hilfe organisieren kann – sei es für den Spielplatzbau, den Seniorenausflug oder den Umwelttag – spart Fahrt- und Planungswege.

Neben der Zeitersparnis entsteht dabei ein ganz neuer Verteilungseffekt: Wenn jeder nur eine kleine Aufgabe übernimmt, kann man Großes bewirken. Vor allem auch deshalb, weil die digitalen Helferlisten transparent machen, wer noch gebraucht wird. Das schafft in der Region ein Gefühl von „Wir schaffen das gemeinsam“, bei gleichzeitig sinkendem Aufwand für jeden Einzelnen. Ein Gewinn sowohl für Vereine als auch für Kommunen, die oft Schwierigkeiten haben, ihre öffentlichen Einrichtungen funktionsfähig zu halten.

4. Herausforderungen und Kritikpunkte

Natürlich gibt es auch Kritik an der „Digitalisierung des Ehrenamts“. Manche Landbewohner – und das schließt auch viele ältere Menschen ein – fühlen sich überfordert oder haben schlicht keinen Internetzugang, der gut genug für regelmäßige Online-Treffen wäre. Hinzu kommt die Sorge, dass durch Apps und Plattformen das persönliche Miteinander verloren geht. Sind wir am Ende nur noch ein Netzwerk von „Mikrohelfern“, ohne echten Zusammenhalt?

Gerade in kleineren Gemeinden sind traditionelle Strukturen fest verwurzelt. Die freiwillige Feuerwehr, der Sportverein, die Kirchengemeinde – sie alle leben von persönlichen Treffen, dem direkten Miteinander. Wenn ehrenamtliche Arbeit zu sehr über digitale Kanäle läuft, befürchten viele: „Das Zwischenmenschliche geht verloren.“ Hier ist es entscheidend, eine gute Balance zu finden. Digitale Medien sollten die persönliche Begegnung nicht ersetzen, sondern ergänzen.

5. Beispiele aus der Praxis

  • Online-Börse für Dorffeste: In einigen Orten werden Events inzwischen mit einer Art Online-Schichtplan organisiert. Die Dorfgemeinschaft kann sich im Browser einloggen und genau den Zeitraum anklicken, in dem sie helfen möchte – etwa beim Waffelstand oder beim Aufräumen nach dem Fest. So hat jeder einen Überblick, wann noch Helfer benötigt werden.
  • Digitale Stammtische: In der Pandemie hat sich gezeigt, dass man Vereinsangelegenheiten auch online besprechen kann, z. B. via Videokonferenz. Dies wird zum Teil fortgesetzt, weil es die terminlichen Hürden reduziert und Fahrtwege einspart.
  • App-basierte Nachbarschaftshilfe: Besonders in dünn besiedelten Regionen Schleswig-Holsteins sind Apps, die kurzfristige Gesuche und Angebote zusammenbringen, inzwischen etabliert. Das können Einkaufsdienste für Senioren sein oder Online-Flohmärkte, um Spendenaktionen zu ermöglichen.
  • Hybride Mitgliedschaften: Manche Vereine bieten bereits an, eine passive Online-Mitgliedschaft einzugehen, um sich zumindest punktuell einzubringen. Damit sinken bürokratische Hürden und gleichzeitig steht man im Austausch über digitale Kanäle.

Diese Beispiele zeigen, dass das Ehrenamt in kleinen Gemeinden nicht nur überleben, sondern sich gerade durch digitale Innovationen neu erfinden kann.

6. Ökonomische und gesellschaftliche Effekte

Ich schaue natürlich auch auf Zahlen: Jede ehrenamtliche Stunde ist ein volkswirtschaftlicher Gewinn. Man sagt oft, wenn all die freiwilligen Arbeitsstunden in Deutschland entlohnt würden, käme man auf Milliardenwerte. Und gerade in Schleswig-Holstein, wo viele Gemeinden strukturell schwächer aufgestellt sind als städtische Zentren, bedeutet jedes Ehrenamts-Projekt auch einen Impuls für lokale Wirtschaftszweige.

Nehmen wir das Beispiel eines Dorffestes: Ehrenamtliche Arbeit spart Personalkosten, das Event findet überhaupt erst statt, lokale Anbieter (Getränke, Essen, Technik) verdienen daran, und am Ende profitieren wiederum soziale Einrichtungen, wenn die Erlöse gespendet werden. Digitale Plattformen ermöglichen es, solche Events noch besser und kostengünstiger zu planen. Und wenn die Hemmschwelle zum Mitmachen niedriger wird, steigt am Ende auch die Anzahl der möglichen Feste und Projekte.

Darüber hinaus schweißt Ehrenamt – ob digital vermittelt oder nicht – die Menschen in kleinen Gemeinden zusammen, verhindert Vereinsamung und stärkt das Gemeinschaftsgefühl. Das wiederum sorgt für ein attraktiveres Lebensumfeld, was perspektivisch auch interessant für Gründer, Investoren oder Zuziehende sein kann. Gerade in einer Zeit, in der viele junge Familien ein Leben zwischen Stadt und Land anstreben, kann eine lebendige Ehrenamtskultur ein entscheidendes Kriterium sein, um sich für das Landleben zu begeistern.

7. Das Ehrenamt stärken: Welche Rolle können Kommunen und Unternehmer spielen

Kommunen, die sich in Schleswig-Holstein um ihre Zukunftsfähigkeit sorgen, sollten die digitale Infrastruktur vorantreiben. Denn eins ist klar: Ohne stabiles Internet und technische Ausstattung wird Ehrenamt 4.0 nur schwer umzusetzen sein. Breitband-Ausbau und die Einrichtung öffentlich zugänglicher Hotspots sind hier Schlüsselthemen.

Unternehmer, die auf dem Land agieren oder sich neu ansiedeln wollen, können sich ebenfalls ins Ehrenamt 4.0 einbringen. Beispielsweise indem sie Mitarbeiter freistellen, Plattformen sponsern, IT-Know-how zur Verfügung stellen oder Workshops für Vereine organisieren. In meiner Beobachtung gibt es bereits Beispiele von Firmen, die ihre Entwicklerteams mal ein Wochenende auf das Land schicken, um bei einem sogenannten „Hackathon“ digitale Lösungen für lokale Herausforderungen zu entwickeln. Das stärkt nicht nur das Image des Unternehmens, sondern liefert auch einen direkten Nutzen für die Gemeinde.

8. Mein persönlicher Eindruck

Aus meiner Perspektive als Mitte-40-jähriger, finde ich das Engagement von Dorfbewohnern oft beeindruckend. Es ist jedoch offensichtlich, dass sich über die Jahre das Zugehörigkeitsgefühl zum Verein oder zur Gemeinde ändert. Nicht zuletzt hat uns Corona gezeigt, wie wichtig digitale Alternativen sein können.

Dabei bin ich nicht naiv: Eine App allein wird keinen Verein retten. Digitale Lösungen müssen immer Hand in Hand gehen mit guter Organisation, Offenheit und persönlichem Draht. Aber sie können ein entscheidendes Werkzeug sein, um Ehrenamtliche zu gewinnen, die bis dato noch nicht Teil klassischer Strukturen waren. Dieser Prozess ist kein Selbstläufer. Er braucht Menschen, die bereit sind, alte Zöpfe abzuschneiden, und die echten Mehrwert in Neuerungen sehen. Nur so wird Ehrenamt 4.0 in kleinen Gemeinden nicht zur leeren Phrase, sondern zur echten Chance.


Ehrenamt stärken: Ehrenamt neu denken und digital ergänzen

Wenn wir das Ehrenamt in Schleswig-Holstein langfristig erhalten und stärken wollen, müssen wir es neu denken. Digitale Werkzeuge, Plattformen und Kommunikationswege bieten die Möglichkeit, mehr Menschen zu erreichen und ihnen flexiblere Engagementformen zu bieten. Gerade kleine Gemeinden profitieren davon, da Zeitersparnis und bessere Vernetzung oft über Wohl und Wehe von Vereinen und Initiativen entscheiden.

Ja, es gibt Kritikpunkte: der befürchtete Verlust persönlicher Begegnung, die potenzielle Überforderung älterer Generationen oder die Angst vor Zersplitterung in lauter Mikroprojekte. Doch diese Herausforderungen können überwunden werden, wenn Kommunen, Vereine und Unternehmer gemeinsam anpacken. Letztlich ist Ehrenamt gelebte Gemeinschaft, und die kann digital unterstützt, aber nicht ersetzt werden.

„Ehrenamt 4.0“ ist daher keine kurzfristige Mode, sondern eine strategische Anpassung an die Lebensrealitäten unserer Zeit. Wer mit offenen Augen durch Schleswig-Holstein reist, erkennt: Dort, wo Digitalisierung und Tradition kein Widerspruch sind, blüht das Ehrenamt. Und damit bleibt auch in Zukunft das Rückgrat unserer kleinen Gemeinden stark.


FAQ – Häufig gestellte Fragen zum Ehrenamt 4.0

1. Was bedeutet „Ehrenamt 4.0“ konkret?
Unter „Ehrenamt 4.0“ versteht man den Einsatz digitaler Technologien und neuer Ideen, um freiwilliges Engagement zu fördern und zu organisieren. Dazu gehören Online-Plattformen, Apps, Social Media, Videokonferenzen und vieles mehr, was die Koordination und Kommunikation im Ehrenamt erleichtert.

2. Sind digitale Angebote nicht nur etwas für jüngere Leute?
Nicht unbedingt. Klar, eine gewisse Offenheit gegenüber neuen Medien ist hilfreich. Doch viele Initiativen setzen bewusst auf einfache Lösungen, damit auch ältere Menschen davon profitieren. Man kann zum Beispiel Schritt-für-Schritt-Anleitungen für die Nutzung einer Ehrenamts-App bereitstellen oder Schulungen anbieten.

3. Wird das Ehrenamt dadurch entpersonalisiert?
Es besteht die Gefahr, dass rein digitale Kontakte das persönliche Miteinander ersetzen. Deshalb sollte die Digitalisierung immer nur ein Werkzeug sein, um Menschen zusammenzubringen – und nicht das einzige Standbein. Der persönliche Austausch bleibt entscheidend für das Gemeinschaftsgefühl.

4. Wie profitieren kleine Gemeinden in Schleswig-Holstein von Ehrenamt 4.0?
Gerade in dünn besiedelten Regionen kann die Digitalisierung Distanzen überbrücken und die Koordination vereinfachen. Das senkt den Aufwand für die Engagierten und ermöglicht es, auch kurzfristig Helfer zu finden. Zudem können neue Zielgruppen erschlossen werden, die sich bisher nicht gebunden haben.

5. Welche Rolle spielen Kommunen dabei?
Kommunen können als Koordinatoren fungieren, etwa durch den Aufbau lokaler Engagementportale oder die Förderung technischer Infrastruktur. Sie können auch Räume für Schulungen bereitstellen und selbst neue digitale Lösungen in Verwaltungen nutzen, um das Ehrenamt zu stärken.

6. Kann jedes Ehrenamt digitalisiert werden?
Nicht alle Tätigkeiten lassen sich ins Digitale übertragen – schließlich braucht es für manche Aufgaben die Anwesenheit vor Ort. Doch selbst in Bereichen wie Freiwillige Feuerwehr oder Sportvereine können Teile der Organisation digital erfolgen, beispielsweise die Verwaltung von Schichtplänen oder die Kommunikation untereinander.

7. Was haben Unternehmen davon, wenn sie sich einbringen?
Unternehmen können ihr Image stärken, wenn sie das Ehrenamt 4.0 unterstützen, sei es durch Sponsoring, IT-Lösungen oder Freistellung von Mitarbeitern. Gleichzeitig profitieren sie von lebendigen Strukturen im ländlichen Raum, die qualifizierten Fachkräften gute Lebensbedingungen bieten.

8. Wie findet man die richtige Balance zwischen digital und analog?
Das hängt von der Gemeinde und den beteiligten Personen ab. Entscheidend ist, dass digitale Hilfsmittel das Ehrenamt bereichern – etwa durch Zeitersparnis und Reichweite – ohne den Kern der Gemeinschaft, also das persönliche Miteinander, zu verdrängen.

Von Michael

M. ist Geschäftsführer und Gründer eine Agentur für Digitalisierung und Marketing und lebt in der Region Stuttgart. Schleswig-Holstein kennt er aus zahlreichen Urlauben – das Bundesland zwischen Nord- und Ostsee ist längst zu seinem Lieblingsreiseziel geworden. Er verfolgt aufmerksam die Entwicklungen in Schleswig-Holstein und schätzt dabei besonders die Vielfalt zwischen Küstenregionen und den ruhigen, ländlichen Gebieten im Binnenland. Er schreibt auch für das Portal Hof-Nachfolge.de, wo er sich intensiv mit den Herausforderungen der Hofübergabe und landwirtschaftlichen Betriebsnachfolge auseinandersetzt. Seine Leidenschaft gilt dabei insbesondere den Menschen hinter den Betrieben und deren Geschichten. Darüber hinaus begleitet er mit der Digitalagentur 4everglen Unternehmen aus Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg bei ihren digitalen und strategischen Herausforderungen. Als Experte für Digitalisierung und zukunftsfähiges Marketing setzt er sich dafür ein, regionale Unternehmen und Kommunen fit für die Zukunft zu machen.