Warum Kultur der Kitt für unsere Innenstädte ist
Schleswig-Holstein’s Innenstädte stehen unter Druck: Leerstand, Online-Handel und veränderte Konsumgewohnheiten setzen ihnen massiv zu. Doch es gibt Hoffnung. Kultur und Veranstaltungen können die Lebensadern unserer Stadtzentren wiederbeleben. Ist das nur Wunschdenken, oder steckt mehr dahinter? Dieser Artikel beleuchtet, wie Kultur als ökonomischer Motor und sozialer Treffpunkt wirken kann – und wo die Herausforderungen liegen.
Fakten, Potenziale und Best Practices
Der Status quo der Innenstädte in Schleswig-Holstein
Der Strukturwandel in unseren Städten ist unübersehbar:
- Leerstand: Einzelhandelsimmobilien stehen vielerorts leer. In Mittelzentren wie Neumünster oder Itzehoe liegt die Leerstandsquote teilweise bei über 15 %.
- Rückgang der Besucherzahlen: Laut einer Studie der IHK Schleswig-Holstein sank die Besucherfrequenz in Innenstädten zwischen 2017 und 2022 um rund 25 %.
- Monofunktionalität: Viele Innenstädte sind zu stark auf Einzelhandel ausgerichtet. Es fehlen kulturelle und soziale Ankerpunkte.
Kultur als ökonomischer Motor
Kulturelle Angebote und Veranstaltungen können nicht nur Besucher anlocken, sondern auch die lokale Wirtschaft beleben. Studien zeigen:
- Höhere Aufenthaltsdauer: Menschen, die Innenstädte wegen Veranstaltungen besuchen, verweilen länger und geben mehr Geld aus.
- Synergieeffekte: Einzelhandel und Gastronomie profitieren von Besucherströmen. Während eines Stadtfestes steigt der Umsatz in Cafés und Restaurants um bis zu 40 %.
- Arbeitsplätze: Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist in Schleswig-Holstein ein wichtiger Arbeitgeber. Sie schafft über 36.000 Jobs – viele davon in direktem Zusammenhang mit Veranstaltungen.
Beispiele erfolgreicher Innenstadtkonzepte
a) Kulturhöfe Husum
Husum zeigt, wie eine Kombination aus Kultur, Gastronomie und Handel funktioniert. Mit regelmäßigen Lesungen, Konzerten und Kunstmärkten gelingt es, eine breite Zielgruppe anzusprechen. Das Ergebnis: steigende Besucherzahlen und eine bessere Auslastung der umliegenden Geschäfte.
b) Kieler Woche – mehr als Segeln
Die Kieler Woche ist weit über Schleswig-Holstein hinaus bekannt. Sie zeigt, wie große Veranstaltungen ein internationales Publikum anziehen können. Aber auch kleine Begleit-Events, wie die Kunst- und Kulturtage, schaffen eine starke Bindung zur lokalen Bevölkerung.
c) Leerstandsmanagement in Eutin
Eutin setzt auf kreative Zwischennutzungen: Leerstehende Geschäftsräume werden für Pop-up-Galerien, Workshops oder Bühneröbungen genutzt. Dies gibt der Stadt nicht nur ein neues Gesicht, sondern bietet jungen Kreativen eine Plattform.
Herausforderungen und Kritik
Doch es gibt auch Stolpersteine:
- Finanzierung: Viele Kommunen kämpfen mit knappen Budgets. Wie sollen sie Kultur und Veranstaltungen finanzieren, wenn sie gleichzeitig marode Infrastruktur sanieren müssen?
- Bürokratie: Genehmigungsverfahren für Veranstaltungen sind oft kompliziert und langwierig. Kreative Ideen scheitern nicht selten an der Verwaltung.
- Akzeptanz: Nicht alle Einwohner stehen Kulturinitiativen positiv gegenüber. Vor allem ältere Bevölkerungsgruppen kritisieren oft den „Lärm“ oder die Kosten solcher Projekte.
- Monotone Inhalte: Ohne Vielfalt in den Angeboten droht eine Übersättigung. Wenn jede Stadt nur Foodtrucks und Open-Air-Kinos bietet, verlieren solche Events an Attraktivität.
Handlungsempfehlungen für Unternehmer, Gründer und Kommunen
Unternehmer
- Kooperation statt Konkurrenz: Arbeiten Sie mit anderen lokalen Akteuren zusammen, um Synergien zu schaffen. Ein Einzelhändler kann beispielsweise mit einem lokalen Künstler eine gemeinsame Ausstellung organisieren.
- Event-Marketing: Nutzen Sie Veranstaltungen als Plattform, um Ihre Produkte oder Dienstleistungen zu präsentieren.
Gründer
- Kreative Geschäftsideen: Denken Sie darüber nach, wie Sie mit Ihrem Konzept Teil des kulturellen Angebots werden können – sei es durch Workshops, Lesungen oder Mitmachformate.
- Pop-up-Stores: Nutzen Sie Leerstandsimmobilien, um Ihre Marke kostengünstig bekannt zu machen.
Kommunen
- Weniger Bürokratie, mehr Flexibilität: Vereinfachen Sie Genehmigungsverfahren und schaffen Sie Anreize für kulturelle Initiativen.
- Langfristige Strategien: Kultur darf kein „Nice-to-have“ sein, sondern muss integraler Bestandteil der Stadtentwicklung werden. Dazu gehört auch eine solide finanzielle Planung.
- Dialog mit der Bevölkerung: Beteiligungsformate, wie Bürgerwerkstätten, können helfen, Akzeptanz für neue Konzepte zu schaffen.
Fazit: Kultur als Lebensader unserer Innenstädte
Kultur und Veranstaltungen sind weit mehr als nur „net Nice-to-have“. Sie bieten konkrete ökonomische Vorteile, stärken die Identität der Innenstädte und schaffen einen sozialen Raum für Begegnungen. Doch ohne mutige Entscheidungen und eine enge Zusammenarbeit zwischen Kommunen, Unternehmern und Kulturschaffenden werden viele dieser Potenziale ungenutzt bleiben. Jetzt ist die Zeit zu handeln – bevor der Leerstand zur Norm wird.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zur Rolle von Kultur in Innenstädten
1. Warum sollte meine Kommune in Kultur investieren? Kulturelle Angebote steigern die Attraktivität der Innenstadt, ziehen Besucher an und stärken die lokale Wirtschaft. Langfristig profitieren davon auch andere Bereiche, wie der Einzelhandel oder die Gastronomie.
2. Wie kann ich als Unternehmer von Veranstaltungen profitieren? Indem Sie gezielt Kooperationen eingehen oder sich als Sponsor beteiligen. Auch eigene Events, wie Produktvorführungen oder Workshops, können Ihre Sichtbarkeit erhöhen.
3. Welche Arten von Veranstaltungen funktionieren am besten? Das hängt von der Zielgruppe ab. Familienfreundliche Angebote, wie Stadtfeste oder Weihnachtsmärkte, sind oft ein guter Einstieg. Auch thematische Events, etwa zu Nachhaltigkeit oder regionaler Kulinarik, erfreuen sich großer Beliebtheit.
4. Wie können Gründer Leerstand sinnvoll nutzen? Pop-up-Stores, temporäre Ateliers oder Mitmachformate sind hervorragende Möglichkeiten, um Aufmerksamkeit zu erzeugen und gleichzeitig zur Belebung der Innenstadt beizutragen.
5. Was sind die größten Herausforderungen? Neben finanziellen Engpässen sind es vor allem Bürokratie und Akzeptanzprobleme. Eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten ist entscheidend, um diese Hürden zu überwinden.