Nach Jahren der Stagnation zeigen sich erste Anzeichen für ein Ende der Wohnungsbaukrise in Schleswig-Holstein. Doch wie nachhaltig ist dieser Trend? Die Daten des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) und Expertenmeinungen zeichnen ein differenziertes Bild: Während einzelne Sektoren wie der Tiefbau zulegen, bleibt die Lage im Wohnungsbau angespannt. Sind politische Eingriffe und wirtschaftliche Stabilität der Schlüssel zu einer echten Trendwende?


Die aktuelle Lage: Ein gemischtes Bild im Baugewerbe

Zwischen Januar und August 2024 verzeichnete Schleswig-Holstein einen Rückgang der Auftragseingänge im Baugewerbe um 2,1 Prozent. Doch nicht alle Bereiche sind gleichermaßen betroffen:

  • Wohnungsbau: Der zentrale Motor des Baugewerbes krankt weiterhin. Steigende Baukosten und unsichere Rahmenbedingungen hemmen Investitionen.
  • Ausbaugewerbe: Bestandsimmobilien werden trotz gestiegener Kosten saniert, was für Stabilität in diesem Bereich sorgt.
  • Tiefbau: Der klare Gewinner des Jahres 2024 mit einem Auftragsplus von 4,6 Prozent. Hier zahlt sich die verstärkte Investition der öffentlichen Hand in die Infrastruktur aus.

Diese Entwicklungen zeigen, dass die Krise zwar nicht überwunden ist, jedoch sektorale Lichtblicke existieren, die Hoffnung machen.


Die Ursachen der Krise

Der Wohnungsbau in Schleswig-Holstein leidet unter einer Kombination aus strukturellen und politischen Herausforderungen:

  1. Hohe Baukosten: Energieeffizienzstandards und steigende Materialpreise machen Neubauten für viele unerschwinglich.
  2. Grunderwerbssteuer: Mit 6,5 Prozent zählt Schleswig-Holstein zu den Spitzenreitern in Deutschland, was Kaufanreize hemmt.
  3. Zinsentwicklung: Die jahrelange Niedrigzinsphase endete abrupt, was viele potenzielle Bauherren abschreckte. Erst jüngst hat ein leicht sinkendes Zinsniveau für vorsichtige Entspannung gesorgt.
  4. Unsicherheiten: Politische Unklarheiten, insbesondere bei energetischen Vorschriften, sorgen für Zurückhaltung bei Investitionen.

Potenzielle Lösungen: Was muss passieren?

Experten wie Jens Boysen-Hogrefe vom IfW sehen mehrere Hebel, um den Wohnungsbau wieder anzukurbeln:

  1. Abbau von Baukosten: Eine Lockerung energetischer Anforderungen könnte die Errichtung günstiger Wohnungen erleichtern.
  2. Steuerliche Anreize: Eine Absenkung der Grunderwerbssteuer könnte Kaufwillige entlasten und den Markt beleben.
  3. Planungssicherheit: Klare, langfristige politische Vorgaben sind notwendig, um das Vertrauen von Bauherren und Investoren zurückzugewinnen.
  4. Fokus auf Bestand: Sanierungen und Umbauten könnten kurzfristig eine wirksame Lösung für den angespannten Wohnungsmarkt darstellen.

Fazit: Eine langsame, aber mögliche Erholung

Die Talsohle scheint durchschritten, doch der Weg zur vollständigen Erholung ist steinig. Ohne gezielte politische Maßnahmen und stabile wirtschaftliche Rahmenbedingungen bleibt die Trendwende fragil. Der Tiefbau und das Ausbaugewerbe zeigen jedoch, dass gezielte Investitionen Wirkung entfalten können – ein Hoffnungsschimmer für den Wohnungsbau.


FAQ

1. Warum sind die Baukosten in Schleswig-Holstein so hoch?
Energieeffizienzstandards und gestiegene Materialkosten sind Haupttreiber. Gleichzeitig fehlen flächendeckende Förderprogramme, die Bauherren entlasten könnten.

2. Kann die Absenkung der Grunderwerbssteuer den Wohnungsbau wirklich retten?
Sie ist kein Allheilmittel, könnte aber Bauherren finanziell entlasten und so Kaufanreize schaffen.

3. Was ist der größte Hemmschuh für Investoren?
Neben den hohen Kosten sorgen vor allem unsichere politische Rahmenbedingungen und eine schwächelnde Nachfrage für Zurückhaltung.

4. Welche Chancen bietet der Tiefbau für Schleswig-Holstein?
Der Tiefbau profitiert von öffentlichen Investitionen und könnte durch Infrastrukturprojekte langfristig auch den Wohnungsbau positiv beeinflussen.

Von Admin

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