Sinkende Gästezahlen, Nachwuchsmangel und steigende Betriebskosten bringen viele Betriebe an ihre Grenzen. Doch ist wirklich die Generation Z – die jungen Menschen zwischen 18 und 28 Jahren – schuld am Niedergang der Branche?
Unsere Hypothese: Nicht die Generation Z zerstört die Gastronomie, sondern ein mangelndes Verständnis für ihre Bedürfnisse und die strukturellen Herausforderungen der Branche.
Von Kiel bis Sylt – die Gastronomieszene in Schleswig-Holstein war immer ein Anziehungspunkt für Touristen und Einheimische. Doch inzwischen stehen immer mehr Betriebe leer, und der Fachkräftemangel nimmt bedrohliche Ausmaße an. Die Schuld wird häufig der Generation Z zugeschoben: Sie wolle keine harten Arbeitszeiten, keine Überstunden und setze zu hohe Ansprüche an Arbeitgeber.
Doch ist diese Einschätzung gerechtfertigt? Und wie kann sich die Gastronomie anpassen, um weiterhin attraktiv für Mitarbeiter und Gäste zu bleiben?
Hauptteil: Fakten und Perspektiven
1. Die wirtschaftlichen Herausforderungen der Gastronomie
Die Gastronomie in Schleswig-Holstein kämpft mit zahlreichen wirtschaftlichen Problemen:
- Steigende Betriebskosten: Energiepreise, Mieten und Rohstoffkosten belasten die Betriebe erheblich.
- Fachkräftemangel: Nach Angaben des DEHOGA Schleswig-Holstein fehlen in der Branche rund 20 % der benötigten Arbeitskräfte.
- Konkurrenz durch Lieferdienste: Immer mehr Menschen bestellen online, anstatt ins Restaurant zu gehen.
Diese strukturellen Probleme sind nicht allein auf die Generation Z zurückzuführen. Sie zeigen vielmehr, dass die Branche längst überfällige Anpassungen versäumt hat.
2. Was will die Generation Z wirklich?
Die Generation Z ist anders als ihre Vorgänger. Sie setzt auf Werte, die in der Gastronomie häufig noch zu wenig beachtet werden:
- Work-Life-Balance: Flexibilität und planbare Arbeitszeiten sind essenziell.
- Wertschätzung: Junge Menschen erwarten Respekt und eine offene Kommunikation.
- Nachhaltigkeit: Arbeitgeber, die umweltbewusst handeln, sind attraktiver.
Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sehen 72 % der Generation Z in einem ungesunden Arbeitsumfeld einen Grund, den Job zu wechseln. Die Gastronomie hat hier erheblichen Nachholbedarf.
3. Beispiele für innovative Ansätze
Einige Betriebe in Schleswig-Holstein haben bereits erkannt, dass sich die Branche verändern muss. Erfolgreiche Konzepte zeigen, wie Gastronomie wieder attraktiv werden kann:
- Flexible Arbeitszeitmodelle: Ein Restaurant in Kiel bietet seinen Mitarbeitern die Möglichkeit, ihre Schichten selbst zu planen – mit großem Erfolg.
- Karrierechancen: Eine Gastronomiekette in Lübeck setzt auf Weiterbildungsprogramme, um Mitarbeiter langfristig zu binden.
- Digitalisierung: Ein Café auf Sylt hat Bestellungen und Abrechnungen vollständig digitalisiert, was Arbeitsabläufe vereinfacht und Zeit spart.
Diese Beispiele zeigen, dass es möglich ist, die Bedürfnisse der Generation Z zu erfüllen, ohne die wirtschaftliche Stabilität zu gefährden.
4. Die Rolle der Gäste
Nicht nur die Betriebe, auch die Gäste spielen eine entscheidende Rolle. Viele erwarten immer noch Spitzenservice zu Dumpingpreisen. Die Generation Z hingegen legt Wert auf Qualität und Erfahrung, ist aber auch bereit, dafür zu zahlen – wenn das Gesamterlebnis stimmt.
Fazit: Die Gastronomie braucht einen Paradigmenwechsel
Die Krise der Gastronomie in Schleswig-Holstein ist nicht allein der Generation Z zuzuschreiben. Vielmehr zeigen die Probleme auf, dass die Branche sich strukturell und kulturell weiterentwickeln muss. Junge Menschen bringen frischen Wind und neue Perspektiven – wenn man sie lässt.
Die Zukunft der Gastronomie hängt davon ab, wie gut es gelingt, die Bedürfnisse der Mitarbeiter, der Gäste und der Wirtschaftlichkeit in Einklang zu bringen. Schleswig-Holstein hat das Potenzial, mit innovativen Konzepten Vorreiter zu sein. Aber es braucht Mut, alte Muster aufzubrechen und neue Wege zu gehen.
FAQ: Häufige Fragen zur Generation Z und der Gastronomie
Ist die Generation Z wirklich schuld an der Krise der Gastronomie?
Nein, die Probleme der Gastronomie sind vielfältig. Zwar stellt die Generation Z neue Anforderungen an Arbeitgeber, doch sie kann auch eine Chance sein, die Branche zu modernisieren.
Wie können Gastronomiebetriebe junge Mitarbeiter anziehen?
Indem sie auf flexible Arbeitszeitmodelle, faire Bezahlung und Wertschätzung setzen. Nachhaltigkeit und Weiterbildungsprogramme sind weitere wichtige Faktoren.
Können Lieferdienste die Gastronomie vollständig ersetzen?
Nein, das Erlebnis eines Restaurantbesuchs lässt sich nicht durch Lieferdienste ersetzen. Allerdings müssen Restaurants ihre Alleinstellungsmerkmale betonen, um konkurrenzfähig zu bleiben.
Wie wichtig ist Digitalisierung für die Gastronomie?
Sehr wichtig. Digitalisierte Prozesse können Arbeitsabläufe effizienter gestalten und gleichzeitig die Attraktivität für technikaffine Mitarbeiter steigern.
Die Gastronomie in Schleswig-Holstein hat eine Zukunft – wenn sie bereit ist, sich zu verändern.